Im Waldesinnern im Frühling im Bereich E1
Umweltbedingungen im Innern des Waldes
Im Wald herrscht ein ausgeglichenes Klima. Durch die ständige Abgabe von Wasserdampf und durch die Beschattung schwanken Temperatur und Luftfeuchtigkeit weniger stark als in der offenen Landschaft. Zudem ist auch die Wirkung des Windes stark abgebremst. Nachteilig wirkt sich hingegen der Lichtmangel aus. In einem belaubten Buchenwald gelangen nur noch 1/25 des vollen Lichtes auf den Waldboden.
Der Wald bietet eine sehr produktive, relativ ungestörte Umwelt
Vorteil: Das Risiko für lang lebende Pflanzen aufgrund plötzlich wechselnder Umweltbedingungen zu sterben ist sehr gering. Waldpflanzen haben deshalb eine hohe Lebenserwartung.
Nachteil: Durch die günstigen Lebensbedingungen entsteht eine sehr hohe Dichte von Pflanzen: Raum wird zu einem limitierenden Faktor. Vor allem neue Keimlinge haben kaum eine Chance aufzukommen. Erst wenn eine Lichtlücke im Wald entsteht ist Wachstum möglich.
Da alle Pflanzen die gleichen lebensnotwendigen Ressourcen Wasser, Nährstoffe und Licht brauchen, herrscht zwischen den Pflanzen eine grosse Konkurrenz. Die Pflanzen müssen sich an diese Bedingungen anpassen. Sie sind konkurrenzstark. Sie verzichten lange auf die Bildung von Samen und stecken zunächst alle Energie in das Wachstum. Möglichst rasch die anderen Konkurrenten überwachsen, um zum Licht zu kommen, heisst die Devise. Um die für das Wachstum nötigen Ressourcen aufnehmen zu können, haben sie ein dichtes Wurzelnetz und Blattdach ausgebildet.
Aufbau des Waldes
Der Wald gliedert sich vertikal in eine Baum-, Strauch- und Krautschicht, und wird von einer Bodenschicht mit Moosen, Pilzen und Flechten abgeschlossen. Aber auch horizontal würde ein naturnaher Wald stufenförmig über einen Waldrand in die offene Landschaft übergehen.
Baumschicht
Auch der Wald gehört zur Kulturlandschaft. Seine Zusammensetzung hängt von seiner Nutzung ab. Auf Lösslehm würde sich auf der Herzogenmatt, wie auf dem gesamten Allschwiler‑Plateau, natürlicherweise ein Buchen‑Mischwald entwickeln. Die Bewirtschaftung des Waldes mit Schweinen schuf einen Mittelwald mit einigen hohen Bäumen und dazwischen liegenden, niederen Bäumen aus Stockausschlägen. Die ursprüngliche Bezeichnung "Säuwinkel" für das Gebiet der heutigen Herzogenmatt lässt vielleicht noch auf diese Bewirtschaftung schliessen. Eichen und Hagebuchen wurden früher stark vom Menschen gefördert (weshalb dieser Waldtyp bis vor wenigen Jahren noch als Eichen‑Hagebuchen‑Wald bezeichnet wurde). Heute sind auch diese beiden "Charakterarten" durch die Forsttätigkeit zurückgedrängt worden.
Dominante Baumarten:
Hagebuche (Carpinus betulus)
Stieleiche (Quercus robur)
Bergahorn (Acer pseudoplatanus)
Weitere Bäume:
Süsskirsche (Prunus avium)
Rotbuche (Fagus silvatica)
Feldahorn (Acer campestre)
Robinie (Robinia pseudoacacia)
Hasel (Corylus avellana)
Weisstanne (Abies alba)
Fichte (Picea abies)
Birke (Betula pendula)
Am Weierbächli:
Schwarzerle (Alnus glutinosa)
Zitterpappel (Populus tremula)
Waldrand im Frühling - Stufiger Übergang mit Sträuchern
Stufenförmiger Waldrand im Bereich E1/E2
Waldrand
Der Waldrand bildet mit Mantelgebüsch und Krautsaum einen stufigen Übergang zwischen dem Wald und der offenen Landschaft.
Durch seine günstigen Lichtverhältnisse und reicher struktureller Gliederung finden wir hier eine grössere Artenvielfalt als im Waldesinneren (z.B. 1/3 mehr Pflanzensorten).
Intensive Bewirtschaftung schafft heute aber meist eine scharfe Grenze zwischen Wald und Landwirtschaftsland.
Strauchschicht
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Traubenkirsche (Prunus padus)
Sommerlinde (Tilia platyphyllos)
Rose (Rosa spec)
Vogelbeere (Sorvus aucuparia)
Spitzahorn (Acer platanoides)
Schwarzdorn (Prunus spinosa)
Feldahorn (Acer campestre)
Liguster (Ligustrum vulgare)
Salweide (Salix caprea)
Hasel (Corylus avellana)
Weissdorn (Crataegus monogyna)
Brombeere (Rubus spec)
Hartriegel (Cornus sanguinea)
Pfaffenhütchen (Evonimus europaea)
Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)
Krautschicht
Die Pflanzen des Waldbodens haben mit dem Problem des Lichtmangels zu kämpfen. Sie blühen deshalb im Frühling noch vor dem Austreiben der Laubbäume.
Da die Entwicklung sehr rasch geschehen muss, haben sie im Vorjahr unterirdische Speicherorgane angelegt, von denen sie in Frühling zehren können. Als Speicherorgane dienen ein unterirdischer Sprossteil (z.B. Salomonsiegel, Waldschlüsselblume) oder Wurzelknollen (z.B. Scharbockskraut).
Wald‑Kräuter (Auswahl):
Salomonsiegel (Polygonatum multiflorum)
Waldschlüsselblume (Primula elatior)
Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)
Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
Ährige Rapunzel (Phyteuma spicata)
Goldnessel (Lamiastrum galebdolon)
Wald‑Einbeere (Fragaria vesca)
Knoblauch‑Hederich (Alliaria petiolata)
Springkraut (Impatiens parviflora)
Rote Waldnelke (Silene dioica)
Wald-Ziest (Stachys silvatica)
Dunkelgrünes Lungenkraut (Pulmonaria obscura)
Gundelrebe (Glechoma hederacea)
Aronstab (Arum maculatum)
Einbeere (Paris quadrifolia)
Waldveilchen (Viola reichenbachiana)
Sonderbiotop Feuchte Waldwiese
(Bereich A4)
Bei den Kaskadenweihern, die manchmal auch die umgebende Wiese überfluten, hat sich eine feuchte Waldwiese etabliert. Sie enthält neben vielen Fettwiesenorten auch einige typische Nässezeiger.
Bachnelkenwurz (Geum urbanum)
Männlicher Waldfarn (Dryopteris filixmas)
Überhängende Segge (Carex pendula)
Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica begabunga)
Sumpfdotterblume (Caltha palustris)
Blaugrüne Binse (Juncus inflexus)
Gold‑Hahnenfuss (Ranunculus auricomus)